180g Vinyl, LP - TLR-2204041V Lesen Sie mehr.
Record 1
1. Piano Improvisation No. 1
2. Take the "A" Train
3. Pitter Panther Patter
4. Sophisticated Lady
5. Introduction by Baby Laurence
6. Tap Dance
Record 2
1. The Most Beautiful African
2. El Gato
3. I Can't Get Started
4. Caravan
5. Satin Doll
Am 8. November 1969, auf der Bühne des Großen Saals der Berliner Philharmonie, setzte sich der Duke, dessen Porträt das Plakat des Jazztage-Festivals zu seinem 70. Geburtstag ziert, langsam an sein Klavier. Sein Orchester steht am Steuer, verziert mit einer glänzenden Sektion, von denen einige ihn seit 30 Jahren begleiten, wie Cootie Williams und Cat Anderson. Auch die legendären Saxophonisten Paul Gonsalves, Johnny Hodges und Russell Procope sind anwesend.
In einer Art Zittern begann der Duke 'La plus Belle Africaine'. Eine barocke, aber perfekt beherrschte Mischung sonniger Farben, eingefangen während einer Tournee in Dakar, begonnen vom Solosaxophon und dann mit Einfällen der gesamten oder teilweise Band aufgegriffen. Der Ton ist gesetzt. Cat Anderson startet in ein wütendes "El Gato", das das Publikum mit seiner knarrenden, überlegten Dekonstruktion erschüttert und die revolutionären, fragmentarischen und unvollendeten Gesten von Thelonious Monk oder Cecil Taylor heraufbeschwört. Ein studierter Kontrast zur sanften Fortsetzung von "I Can't Get Started", kurz vor der 43-sekündigen Klammer von "Caravan", die eine neckische Verbindung zum flamboyanten "Satin Doll" bildet, das dieses Konzert meisterhaft punktiert.
1973, wenige Monate vor seinem Tod, kehrte Duke in einer Formation, die auf seinem Trio (Joe Benjamin am Kontrabass und Quinten "Rocky" White Jr. am Schlagzeug) basiert, nach Berlin zurück, ergänzt durch Harold Johnson an der Trompete, den Klarinettisten und Baritonsaxophonisten Harry Carney – und seinen langjährigen Begleiter, den Tenorsaxophonisten Paul Gonsalves. Duke Ellington gibt seinem Klavier hier eine zentrale Rolle, wodurch es sowohl die treibende Kraft des Ensembles als auch das harmonische und rhythmische Rückgrat bildet.
In den Blues, der das Konzert eröffnet, hören wir Debussy. 'Take the A train' folgt. Der Duke liebt Stimmungswechsel. Hier und da erinnern uns Passagen diskontinuierlicher Rede daran, wie klug der Duke die kühnen Harmonien seiner Zeitgenossen nutzen konnte. Und dann wagt er alles. Wie etwa die rhythmische Virtuosität von Baby Laurence im Stepptanz in "Tap Dance" seiner Band anzubieten. Die Magie funktioniert. Der Erfolg ist total.
Zwei Konzerte in Berlin, zwei Facetten eines poetischen Universums, zwei Visionen eines Alchemisten, der wusste, wie man mit Leichtigkeit, aber auch mit einer Mischung aus Jubel und Autorität zeichnet, aus den harmonischen Quellen aller Musik, und der die von ihm geliebte Formel so relevant macht: "Es gibt nur zwei Arten von Musik: gut und schlecht". Wir hatten das außergewöhnliche Privileg, die bessere wieder aufleben zu lassen.
Duke Ellington (p), Joe Benjamin (b), Quinten "Rocky" White Jr (dr), Harold "Money" Johnson (tp), Paul Gonsalves (sax), Harry Carney (bar; cl), Cat Anderson (tp), Cootie Williams (tp), Mercer Ellington (tp), Harold Ashby (sax), Johnny Hodges (sax), Russell Procope (sax), Rufus Jones (dr)
Lacquer-cuts: Kevin Gray